Einige Jahre nachdem die Kinder ausgezogen waren, entstand die Idee der Bauherren, das alte Haus „Sonnenrain“ für zwei Generationen nutzbar zu machen: das EG sollte – barrierefrei – für die ältere Generation umgebaut werden, wohingegen ein ausgebautes, erweitertes Dach einer jüngeren Generation dienen sollte. Dabei wünschten sich die Bauherren im Erdgeschoß einen separaten Bereich, der ein zusätzliches Schlafzimmer sowie einen Atelierraum enthalten sollte.
Ausgehend vom Wunsch nach einem separaten Bereich im EG wurde der neue Grundriss entwickelt. Im hinteren Gartenbereich, durch eine Fuge in Form eines Flurs vom Bestandsbau getrennt, sind Atelier und zusätzliches Schlafzimmer in einem eingeschossigen Kubus untergebracht. Die Eigenständigkeit des Anbaus sollte sich von Innen ablesen lassen. Aus diesem Grund ist die Lärchefassade von außen nach innen fortgesetzt worden.
Der eingeschossige Kubus im EG dient als „Auflager“ für den Dachumbau, der sich aus dem Satteldach des Bestandshauses entwickelt. So erscheint der Dachumbau zunächst (straßenseitige Ansicht) als Gaube. Sobald die Gaube aus dem Satteldach heraustritt, vergrößert sie sich, um eine angemessene Wohnfläche für eine Familie zu erreichen, ebenfalls zu einem eingeschossigen Kubus. Dieser liegt auf dem Kubus des EGs auf. Beide Kuben (EG und OG) wurden planerisch so gegeneinander verschoben, dass die Flachdachfläche des erdgeschossigen Anbaus als Terrasse für die Dachgeschoßwohnung genutzt werden kann.
Die Gründung des erdgeschossigen Kubus besteht aus Streifenfundamenten mit einer Bodenplatte aus Beton. Die Wände des Anbaus im EG wurden auf der Bodenplatte in Holzrahmenbauweise errichtet und mit Zellulosedämmstoff ausgeflockt. Die gleiche Bauweise gilt für den Anbau im Ober-/Dachgeschoß.
Die Fassade aller Holzbauteile besteht aus einer auf Lücke eingebauten, hinterlüfteten, vorgehängten Holzfassade aus sägerauer Lärche.
Der alte Dachstuhl musste aufgrund von Dämmstärken (Zwischensparrendämmung) erneuert werden und erhielt zusätzlich auf den Sparren eine Holzfaserdämmplatte, um eine Phasenverschiebung des Wärmeaustritts für die Dachgeschoßwohnung zu erzielen. So wird erreicht, dass Wärme aus Sonneneinstrahlung im Sommer erst in der Nacht in die Wohnung abgegeben wird. Durch Querlüftung und nachströmende kühlere Nachtluft wird der Wärmeeintrag rasch wieder aus der Wohnung heraustransportiert.
Für beide Wohnungen wurde eine Brauchwasseranlage aus Regenwasser im Keller installiert, die WC ´s und Waschmaschine bedient.Dazu wird Regenwasser in einer Zisterne gesammelt und in eine Filteranlage eingespeist, an die die Brauchwasseranlage angeschlossen ist. Sollte es zuwenig Regenwasser geben, wird Frischwasser in die Anlage eingespeist. Überschüssiges Regenwasser fließt von der Zisterne in eine Rigole und versickert so im Erdreich. Die Flachdachflächen im Dachgeschoß wurden begrünt. Neben der schalldämmenden Wirkung (Einflugschneise Flughafen Köln/Bonn) wird so gleichzeitig ein angenehmes Mikroklima um das Haus herum erzeugt.
Bauherr/Bauherrin
privat
Architekten
Ute Reiter | Architektin
ai+ architektur innenarchitektur plus
Neusser Str. 26, 50670 Köln
www.ai-plus.de
Tragwerksplaner
Ingenieurbüro René Klein
In der Auen 117, 51427 Bergisch Gladbach
Bauausführung
Korona Holz und Haus GmbH
Gustav-Stresemann-Straße 8, 51469 Bergisch Gladbach
Baujahr
2002-2003
Ansprechpartner
Ute Reiter
reiter@ai-plus.de
Fotograf
Thomas Koculak
Gebäudeart
Wohngebäude
Bauweise
Erweiterung: Holzrahmenbauweise mit hinterlüfteter Fassade
Bestand: Massivbauweise
Objektdaten
Zweigeschossig,
Wohnfläche, alt: 143qm, Wohnfläche, neu: 221qm
Konstruktion
Erweiterung:
Holzrahmenbauweise mit Zellulosedämmung
hinterlüftete Fassade: Lärche, sägerau
Technische Ausstattung
Brennwerttherme (Gas)
Energiekonzept
Brennwerttherme (Gas)
KfW – Einzelmaßnahmen
Besonderheiten
Mehrgenerationenhaus, im EG: barrierefrei (zwei getrennte Wohneinheiten)
Regenwassernutzung: Zisterne mit Brauchwassernutzungsanlage
Regenwasserversickerung: Rigole
Dachbegrünung
53757 Sankt Augustin Deutschland