Form
Mit der gegenüber den Nachbarbauten diagonal gedrehten Grundrissstruktur entsteht aus den Verzahnungen, bzw. Vor- und Rücksprüngen architektonische Anziehungspunkt mit hohen Identifikations- bzw. Wiedererkennungswert in der eher gesichtslosen Umgebung zwischen Supermarkt und Autowerkstatt. Der strukturalistische Ansatz ermöglicht rundum die gewünschte attraktive Lebendigkeit ohne Vor- und Rückseite.
Konstruktion / Gebäudehülle
Die so kleinmaßstäblich gegliederte Zweigeschossigkeit fügt sich städtebaulich sehr gut in den heterogenen Kontext mit den unterschiedlichen Maßstäben der Nachbarbebauung ein. Die beiden einladenden Eingangssituationen auf der Süd- und Westseite entwickeln sich aus dem System mit großer Selbstverständlichkeit und sind durch die Rücksprünge der Eingänge gut auffindbar. Die südliche Grundstückserweiterung wird als Vorplatz eingebunden und leitet großzügig zum Eingang des AFZ bzw. zum Else-Meurer-H aus. Die zurückhaltende, der Bauaufgabe angemessene Architektursprache steht selbstständig sowie im Dialog zur Umgebung.
Im Inneren wird eine bergende, aber zugleich heitere, freundliche und lichtdurchflutet helle Atmosphäre der Offenheit und Kommunikation erzielt als Voraussetzung für entspanntes Fördern und Lernen. Die vorgesehene Materialität stärkt die in der räumlichen Komposition bereits vorhandene Qualität mit hell geöltem Holzboden, und holzfarbigen Fensterprofilen. Farbige Vorhänge ermöglichen je nach Nutzung immer wieder abwechselnde Raumstimmungen mit unterschiedlicher Transparenz zum Außenraum und zu den Gemeinschaftsflächen.
Materialien
Das klare, über beide Geschosse durchgehende Skelettsystem mit wirtschaftlichen Spannweiten und aussteifenden Kernen in Holzbauweise ist einfach herstellbar und mit geringstem Aufwand für andere Einteilungen umnutzbar. Die Holzbauweise ist wirtschaftlich, ermöglicht einen schnellen Bauablauf aufgrund hoher Vorfabrikation und entspricht den Anforderungen einer nachhaltigen Bauweise. Sämtliche unverrückbare Infrastruktureinrichtungen (Aufzug, WC, Vertikalschächte) sind in den Kernen zusammengefasst. Die Entfluchtung erfolgt in Anlehnung an die SchulBR jeweils direkt über die gekoppelten Nutzflächen in die Treppenhäuser bzw. mit dem 2. Fluchtweg über die Halle.
Haustechnik
Die dreifach verglasten transparenten Flächen ermöglichen optimale passive Sonnenenergienutzung, Vertikalmarkisen aus Screengewebe stellen den sommerlichen Wärmeschutz sicher. Die kompakte Baukörperdisposition gewährleistet zugleich energetisch minimale Transmissionswärmeverluste. Die hohe Tageslichtautonomie aller Nutzungsbereiche sowie effiziente Beleuchtungskomponenten reduzieren den Primärenergiebedarf weiter. Die Beheizung erfolgt energetisch sinnvoll über eine Fußbodenheizung, so dass die Speichermasse des Bodens in das Energiekonzept eingebunden werden kann und im Inneren keine in der Nutzung störende Heizkörper erforderlich sind. Effiziente Anlagentechnik (unter Verwendung von regenerativen bzw. primärenergetisch günstigen Energieträgern) und ein in der Herstellung und im Betrieb wirtschaftliches Haustechnikkonzept ermöglichen den guten Energiestandard.
Projekt-Steckbrief
Adresse
Januarius-Zick-Straße 18
56566 Neuwied
Projektart
Neubau eines Assessment- und Förderzentrum
Bauzeit / Fertigstellung
Juli 2015 – März 2019
Flächen /Kubatur
BGF 3.153 m² / BRI 11.540 m³
Anzahl der Geschosse
-2
Bauart
Massivholzkonstruktion
Erreichter Energiestandard
nach EnEV 2016 geprüft und eingehalten
Heizwärmebedarf
220,146 kWh/(m²a)
Projekt-Beteiligte
Bauherren
Heinrich-Haus gGmbH
Architekt
Waechter + Waechter Architekten BDA, Darmstadt
Hindenburgstraße 11
64295 Darmstadt
www.waechter-architekten.de/
Bauleitung
Waechter + Waechter Architekten BDA, Darmstadt
ap88 Architekten Partnerschaft mbB, Heidelberg
Tragwerksplanung
merz kley partner ZT GmbH, Dornbirn
Holzbau
Holzbau Amann GmbH
Fotografien
Thilo Ross Fotografie, Heidelberg
56566 Neuwied Deutschland