Umnutzung als Gebäudekonzept
Ausgangssituation und Lösung
Die Herausforderung dieses Projektes war der Bau zweier Gebäude, die in einer ersten Phase eine temporäre Nutzung zur Unterbringung von Kindern und Jugendlichen in Problemsituationen erfüllen sollten, um in einer zweiten Phase mit möglichst wenig Aufwand in Einfamilienhäuser umgewandelt werden zu können. Die architektonische Planung musste von Beginn die zwei verschiedenen Nutzungsarten berücksichtigen, die jeweils ihre eigenen Besonderheiten erforderten. Im aktuellen Kontext wurde der Bau unter strikter Beachtung der Umweltkriterien geplant und gebaut.
Diese doppelte Nutzung verleiht dem Gebäude eine besonders hohe Nachhaltigkeit und Anpassungsfähigkeit und entspricht obendrein den Kriterien der Kreislaufwirtschaft, die eine vernünftige und optimierte Nutzung von Rohstoffen zum Ziel hat. Der Umbau der Gebäude in Einfamilienhäuser soll in kürzester Zeit mit möglichst geringem Aufwand zu realisieren sein. Hierfür müssen lediglich die Wände im Bereich der derzeitigen Durchgänge geschlossen, temporäre Deckenelemente entfernt und neue Treppen anstelle der jetzigen Modultreppen eingesetzt werden.
Für die Planer bedeutete dies, von Anfang an die speziellen Anforderungen beider Nutzungsarten mit einzubeziehen und Lösungen anzubieten, die Komfort und Funktion der Räume nicht beeinträchtigen.
Konstruktion/Bautechnik
Alle Baumaterialien wurden unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes ausgewählt. Abgesehen vom teilweise eingegrabenen Sockelgeschoss, besteht das gesamte Bauwerk aus Holz, mit tragenden Elementen aus CLT und Fassaden mit Holzverkleidung. Um den strukturellen und akustischen Auflagen gerecht zu werden, wurden die sichtbaren Holzdecken aus Kassettenelementen der Marke “Lignatur” gefertigt. Dank einer zusätzlichen Splittschüttung weisen diese Elemente eine deutliche Verbesserung der Trittschall- und Luftschallschutzeigenschaften auf. Die Raumakustik wird durch die Perforationen der Unterseite dieser Elemente noch weiter verbessert.
Die Holzverkleidung der Fassade besteht aus vertikalen Lärchenholzlatten, die dunkelgrau lasiert sind. Auf eine saubere Ausführung wurde im Detail sehr viel Wert gelegt. Die Außenwände sind mit eingeblasener Zellulose gedämmt. Die Wärmedämmung der Flachdächer wurde mit Steinwolle realisiert. Die Dachflächen bieten ausreichend Platz für Photovoltaikmodule. Beide Gebäude wurden mit Luft-Wasser-Wärmepumpen ausgestattet und werden über eine Fußbodenheizung beheizt.
Angesichts der Dringlichkeit der Schließung einer Wohnstruktur in Grevenmacher und trotz der Einschränkungen durch COVID, wurde der Bau in einer Rekordzeit von 14 Monaten realisiert.
Materialien
Bodenplatte: Fliesen, Zementestrich, Trittschalldämmfolie, Wärmedämmung XPS 035, Abdichtung, Stahlbetonplatte, Dämmung XPS 035.
Außenwände: CLT-Wand, im 1. OG mit Gipskarton bekleidet, im 2. OG Holz sichtbar, TJI-Trägerlage ausgeflockt mit Zellulosedämmung, Holzfaserplatte, hinterlüftete Lärcheholzlatten auf Holz-UK.
Decken: Fliesen bzw. Parkett, Estrich, PE-Folie, Mineralwoll-Trittschalldämmung, Zementestrich, Leicht-bzw. Dämmestrich (Installationsebene), Betondecke bzw. CLT-Decke im Treppenhausbereich (Ausbau bei Umbau), Lignaturdeckenelement mit Akustikelement und Splittschüttung (Füllung).
Dach: Kiesdach mit Photovoltaik, EPDM-Abdichtung, Mineralwolldämmung, Dampfsperre, CLT-Decke.
Innenwände: CLT-Wände, Teilweise beidseitig mit Gipskarton bekleidet, Malervlies + Anstrich
Beschreibung der energetischen Eckdaten
Erreichter Energiestandard: A/B
Heizwärmebedarf in kWh/(m²*a): 13.881
Projekt-Steckbrief
Adresse
1-3, rue de la Station
L-6235 Beidweiler
Luxemburg
Projektart
Kinderheim, welches als Reihenhäuser umgenutzt werden kann
Bauzeit/Datum der Fertigstellung
05/2022-07/2023 (14.07.2023)
Flächen (BGF in m²) / Kubatur (BRI in m³)
BGF 1.815 m² / 5.872 m³
Anzahl der Geschosse
3
Bauart
Holzbau
Projekt- Beteiligte
Bauherr/Bauherrin bzw. Eigentümer/in
Congrégation des Franciscaines de la Miséricorde, Luxembourg
Architekt/in
JONAS Architectes S.A.
Konstruktiver Holzbaubetrieb
Steffen Holzbau S. A.
Innenausbau Holzbaubetrieb
Steffen Holzbau S. A.
Tragwerksplanung
Daedalus Engineering S. à r.l.
Fachingenieur/in
Siegel Schleimer Ingenieurs-Conseils s.à r.l.
Fotografien
Camille Dengler
Das Kinderhaus in Beidweiler kam beim Holzbaupreis Eifel 2024 in die engere Wahl.
6235 Beidweiler Luxemburg