HBPE2024: Begegnungszentrum Wittlich - Eingang

Ort der Begegnung WILàvie in Wittlich

Neubau eines Gebäudekomplexes mit Kita, Haus der Jugend & Mehrgenerationenhaus

Ausgangssituation und Lösung

Die Idee der Stadt Wittlich bestand darin, in nachhaltiger und ökologischer Bauweise, die dringend notwendige Kindertagesstätte mit anderen sozialen Einrichtungen für die Einwohner der Stadt unter einem Dach zu vereinen. Das “WILàvie” ist ein zentraler Begegnungsort. Alle Menschen, ganz gleich welcher Herkunft, Religion, welchen Alters, Geschlechts oder Beeinträchtigung sind herzlich willkommen!
So entstand in der Wittlicher Oberstadt direkt neben dem Rathaus in ca. 2,5 Jahren Bauzeit ein viergeschossiger Gebäudekomplex, in dem eine achtgruppige Kindertagesstätte, ein Haus der Jugend sowie ein Mehrgenerationenhaus auf insgesamt rund 3.700 m² Nutzfläche Platz fanden.

Zentraler Anlaufpunkt ist der offene Treff im Erdgeschoss mit einer großzügigen Galerie im Obergeschoss. Die markanten Erkerfenster zonieren den Innenraum und laden zum gemeinsamen Verweilen ein.
Die Holzbauweise des “WILàvie“ mit seinen warmen und natürlichen Oberflächen bereichert die Stadt Wittlich um ein weiteres soziales und gesellschaftliches Leuchtturmprojekt und fördert eine lebensfrohe Atmosphäre, in der sich Menschen wohlfühlen, begegnen und gegenseitig unterstützen können.

Konstruktion/Bautechnik

Holzbau in der Gebäudeklasse 4

Alle oberirdischen Geschosse bestehen ganz aus Massivholz bzw. Brettsperrholz (BSP) und zum Teil aus Brettschichtholz (BSH). Dazu zählen Außenwände, tragende Innenwände sowie die Geschossdecken — insgesamt ca. 1.100 m³ Holz. Um in den statisch hochbelasteten Bereichen und auch generell im Innenbereich auf Stahl verzichten zu können, wurden ca. 17 m³ Bau-Buche eingesetzt. Die sichtbare Brettschichtholz Rippendecke im offenen Treff hat eine Spannweite von ca. 14 m. Durch die Verwendung von Massivholz werden der Atmosphäre im Laufe der Betriebsnutzung so dauerhaft ca. 1.100 t CO2 entzogen.

Nur die erdberührten Wände des Kellergeschosses und die beiden Treppenhauskerne mit den barrierefreien Aufzügen wurden zur Gebäudeaussteifung in Stahlbeton hergestellt.

Trotz der hohen Brandschutzanforderungen bei Gebäudeklasse 4 (GK 4) durften die Brettsperrholzwände im Innenbereich durch entsprechende Kompensations-maßnahmen u.a. über die Abbrandrate — bis auf die Außenwände — auf einer Seite sichtbar bleiben. Zur Schaffung einer warmen Atmosphäre und Verbesserung der Raumakustik wurden die Abhangdecken mit beigen Holzwolle-Akustikplatten bekleidet. Die dreifach Isolierglasfenster sind als Holz-Aluminium-Fenster aus Lärche hergestellt.

Nachhaltigkeit und Ökologie

Bei der Planung und Umsetzung standen Nachhaltigkeit und Ökologie von Gebäudetechnik und Baumaterialien im Vordergrund. Der geplante Holzbau sollte ursprünglich auch in Teilbereichen über eine Holzfassade nach außen strahlen, durch die hohen Brandschutzanforderungen der GK 4 musste allerdings ein nicht brennbares Material gewählt werden. Sowohl die mit Steinwolle gedämmten Fassaden, als auch die vorgehängten und hinterlüfteten Platten aus hochverdichteten Steinwollefasern sind nicht brennbar und zu 100% recyclefähig. Neben den verschiedenen Terrassenbereichen in allen Ebenen wurden die nicht genutzten Dachflächen extensiv begrünt. Die Dämmung der Dachflächen, Kellerwände und Bodenplatte bestehen aus Glasschaumplatten und sind ebenfalls recyclebar.

Im Gebäudeinneren kamen Trittschalldämmung aus einer Splittschüttung und Steinwolle, sowie Bodenbeläge aus Kautschuk mit dem Gütesiegel “Blauer Engel” bzw. Stabparkett aus Eiche zum Einsatz.

Materialien

Bodenplatte: Stahlbeton mit Schaumglasdämmung außen, Steinwolle innen.

Außenwände: Massivholz (BSP und BSH), Steinwolle mit vorgehängter Fassade.

Decken: Massivholz (BSP und BSH) Unterzüge aus Bau-Buche, Splittschüttung und Steinwolle als Trittschall, Zementestrich, Kautschukböden.

Dach: Massivholz (BSP) mit Schaumglasdämmung

Innenwände: Massivholz (BSP), Trockenbau, Stützen aus Bau-Buche

Beschreibung der energetischen Eckdaten

Erreichter Energiestandard: ca. 15 % besser als die EnEV
Heizwärmebedarf in kWh/(m²*a): 102,31

Dafür, dass das neue Multigenerationenzentrum während seiner Nutzung über voraussichtlich viele Jahrzehnte möglichst wenig Treibhausgase verursacht, sorgt ein ökologisches System der Energieerzeugung und -nutzung. Heizung und Kühlung des Gebäudes werden über eine Gas-Motor-Wärmepumpe Luft/Wasser betrieben: Die Fußbodenheizung wärmt im Winter und kühlt im Sommer. Dabei wird sie von einer kontrollierten Lüftungsanlage via Nachtauskühlung unterstützt. Sie verfügt zudem über eine Wärmerückgewinnung und komplettiert gemeinsam mit der sparsamen LED-Beleuchtung das Versorgungsmosaik. Da die gesamte Gebäudetechnik strombetrieben ist, hat man zur Minimierung des Netzbezugs auf dem Hauptdach eine PV-Anlage mit einer Leistung von 25 kWp installiert.

Projekt-Steckbrief

Adresse

Brautweg 1
54516 Wittlich

Projektart

Neubau eines Gebäudekomplexes mit einer 8-gruppigen Kindertagesstätte, eines Haus der Jugend und eines Mehrgenerationenhauses.

Bauzeit/Datum der Fertigstellung

04/2021-09/2023 (04.09.2023)

Flächen (BGF in m²) / Kubatur (BRI in m³)

BGF 4.800 m² / 14.820 m³

Anzahl der Geschosse

4

Bauart

Holzbau (Massivholz, Brettsperrholz (BSP), Brettschichtholz (BSH))

Projekt- Beteiligte

Bauherr/Bauherrin bzw. Eigentümer/in

Stadt Wittlich

Architekt/in

Christian Gerhardy, Stadtverwaltung Wittlich

Konstruktiver Holzbaubetrieb

Terhalle Holzbau GmbH

Tragwerksplanung

Ingenieurbüro Pyttlik & Bormann SARL

Fachingenieur/in

Planungsbüro Bayer & Friedrich

Sonstige Beteiligte

Brandschutz Friedrich

Fotografien

Lukas Huneke

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Brautweg 1
54516 Wittlich Deutschland
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