Mikrokosmos — Vierkanthof in Hillesheim – Holzkompetenzzentrum Rheinland

Neubau nach historischem Vorbild in Holz-Rahmenbauweise

Ausgangssituation und Lösung

Das Grundstück befindet sich im Bebauungsgebiet Auf dem Berg am westlichen Ortsrand von Hillesheim in der Eifel. Geprägt wird dieses Umfeld durch eine heterogene Bebauung. Hieraus erschließen sich keine ortstypischen oder historischen Typologien. Daher richtet sich unser Fokus auf eine vergangene Epoche:
Das Konzept knüpft an die Typologie der historischen Vierkanthöfe der Eifel an. Diese umschlossen mit einem Wohnhaus, einer Scheune, einer Kate sowie einem Stallgebäude einen zentralen und windgeschützten Innenhof. Geschützt vor Wind und Wetter bildeten diese Typologien ehemals einen kleinen Mikrokosmos in einer weitläufigen, hügeligen Makrostruktur der Eifel. Genau hier setzt unser Konzept an und versucht das geforderte Raumprogramm in eine solche Struktur zu transformieren. Der zentrale Raum in der Mitte wird umgeben von dem eigentlichen Haupthaus, einem kleinem Gästehaus, einem Homeoffice, sowie einem Nebengebäude, welches als Garage, mit Hobbywerkstatt, Haustechnik und Abstellfläche dient.

Von der Straße gelangt man durch ein Tor (Pforte) in den zentralen Innenhof. Abweichend von den ehemaligen Hofreiten versteht sich dieser Raum als zentrale Mitte des Hauses. Ein ganz besonderer Ort an dem man sich zurückziehen, oder mit der Familie gesellig beisammen sein kann.

Von hier aus erschließt man das eigentliche Wohnhaus, welches sich mit seinen „öffentlichen Funktionen“ wie die der Küche, dem Esszimmer und dem Wohnzimmer zum Hof, als auch zum Garten ausgerichtet. Mit einer zweiläufigen Treppe gelangt man in die „privaten Räume“ des Obergeschosses. Der Grundriss ist so konzipiert, dass er genügend Raum für einen Elternbereich mit separatem Bad und Ankleide, als auch zusätzlichen Raum für zwei weitere Kinderzimmer mit einem abgetrennten Arbeitsraum bietet.

Ein kleines Gästehaus wird ebenfalls vom Hof aus erschlossen. Mit einem Schlafzimmern und einem separaten Wohnzimmer, bietet es Platz für vier Personen auf „kleinstem Raum“. Mit eigener Küche, Bad und Essbereich steht es in unmittelbarer Nachbarschaft ohne die Privatsphäre der Hausbewohner zu stören. Die Ausstattung der Schlafzimmer zu einem separaten Patio komplettiert diesen Gedanken.

In ähnlicher Form wie das Gästehaus, separat zu den anderen „Baukörpern“, versteht sich das kleine Homeoffice mit direktem Anschluss zum zentralen Hof. Wohnen und Arbeiten sind somit räumlich getrennt und dennoch in unmittelbarer Nachbarschaft. Auch hier knüpft das Konzept an die ehemaligen Funktionsbereiche der historischen Hofreiten an. Der Baukörper für das zeitgemäße Homeoffice wird als zweiter Bauabschnitt geplant und soll in Zukunft realisiert werden. Zum aktuellen Zeitpunkt ist ein kleiner Homeoffice Bereich im Obergeschoss des Gästehauses untergebracht. Nach Realisierung des zusätzlichen Baukörpers, kann hier ein weiteres Schlafzimmer mit kleiner zusätzlicher Schlafgalerie eingebaut werden.
Entstanden ist eine „neue Architektur“, welche sich einerseits aus der Geschichte der Eifel heraus entwickelt und andererseits ein „modernes Wohnen“ für individuelle Lebensphasen und Lebensstile ermöglicht..

Konstruktion/Bautechnik

Der transformierte Vierkanthof wurde mittels der Holz-Rahmenbauweise errichtet und mit einer hinterlüfteten Holzfassade versehen. Hierbei handelt es sich um eine lasierte Lärchenholzfassade, welche sich in die umgebene Natur eingliedert. Erwähnenswert sind die ausgearbeiteten Details für die Fassade, wie z.B. die Fensteranschlüsse, die integrierten Regenfallrohre, die Hofwände, sowie die verdeckten Öffnungen. Das Konzept sieht eine Kombination aus Funktionalität und Gestaltung hinsichtlich der Fassadengestaltung vor. Die Öffnungen wurden zum Teil mit dem Fassadenholz verdeckt um einen harmonischen Baukörper zu bilden.

Die Ausführung und Detailplanung wurden mit regionalen Handwerkern geplant und ausgeführt.

Materialien

Bodenplatte: Stahlbeton auf Streifenfundamenten

Außenwände: Holzrahmenbau mit Steinwolledämmung und hinterlüfteter Lärchenholzfassade

Decken: Holzbalkendecke

Dach: Sparrendach mit Prefaeindeckung und zum Teil PV Modulen

Innenwände: Holzrahmenbau und Trockenbau

Beschreibung der energetischen Eckdaten

Erreichter Energiestandard: Energieklasse A+

Heizwärmebedarf in kWh/(m²*a)

67,5

Energetisch ist der Holzbau auf die aktuellen Bedingungen ausgelegt. Die Energieeffizienzklasse A+ ergibt sich aus der Holzständerbauweise mit Steinwolle als Dämmstoff sowie der Beheizung und Warmwasserversorgung mit einer Wärmepumpe (Wasser-Luft). Zudem wurden auf zwei Dächern Photovoltaik-Anlagen mit insgesamt 36 Modulen installiert, sodass die nachhaltigen Aspekte des Baukörpers nochmal ansteigen. Der straßenseitige Flachdachbaukörper (Garage und Haustechnik) ist durch eine extensive Dachbegrünung nachhaltig. Die Innenhöfe und Zuwegungen sind mit einem unversiegelten Belag aus Kalksteinschotter versehen. Zudem wurden zur Regenwasserrückhaltung 2 Zisternen vor der Garage eingebaut, welche insgesamt rund 20.000L Wasser von den Dächern fassen können.

Kreislauffähigkeit des Gebäudes

Die Haustechnikzentrale befindet sich in der Garage. Diese bindet von hier aus das Wohnhaus, das Gästehaus und vorgerichtet auch den 2.Bauabschnitt an. Zur Stromversorgung aller Bereiche dient die groß angelegte o.g. PV-Anlage. Ein Speicher ist entsprechend dem Strombedarf berechnet.