HBPE2024: Internatswohnheim Euskirchen - Drohnenbild

Internatswohngebäude in Euskirchen

Neubau barrierefreier Internatswohngebäuden für mehrfach schwerstbehinderte Schüler

Ausgangssituation und Lösung

Auf dem Grundstück an der Augenbroicherstrasse 49 in Euskirchen waren in insgesamt 6 Bestandsbungalows aus den 60’er Jahren 48 Kinder untergebracht. Aufgrund gravierender Baumängel an den Bestandsgebäuden wurde durch die LVR (Landschaftsverband Rheinland) Gremien entschieden, die alten Internatsbungalows abzubrechen und durch entsprechende Neubauten zu ersetzen.

Die vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) bis Leistungsphase 2 (Vorentwurfsplanung) und der RoA RONGEN ARCHITEKTEN PartG mbB ab Leistungsphase 3 (Entwurfsplanung) geplanten und bis Leistungsphase 8 betreuten Internats-Ersatzneubauten der Max-Ernst Schule in Euskirchen sind neben den zwei im September 2011 fertiggestellten allgemeinpsychiatrischen und gerontopsychiatrischen Tageskliniken in einem Gebäude in Köln Chorweiler das zweite Passivhausprojekt (NZEB), das RoA für den Landschaftsverband Rheinland (LVR) planen und bis zur Fertigstellung betreuen durfte.

Hierbei handelt es sich um vier Internats-Wohngebäude für insgesamt 32 Schülerinnen und Schüler mit mehrfachen Schwerstbehinderungen mit dem Förderschwerpunkt „Hören und Kommunikation“.

Ziel

Hier sollte eine im Innen- und Außenbereich vollständig barrierefreie Wohnanlage, die nicht nur in pädagogischer Hinsicht vorzeige- und nachahmenswert sein sollte, entstehen. Auch mit Blick auf Klima- und Umweltgerechtigkeit sowie Ressourcenschonung sollten die Ersatzneubauten beispielgebend für zukunftsweisendes Bauen sein.

Damit war von Anfang an klar, dass hier Neubauten mit einem äußerst geringen Energiebedarf und überwiegend aus ökologisch unbedenklichen, nachwachsenden Baustoffen entstehen würden.

Konstruktion/Bautechnik

Besonderheiten der realisierten Wohnanlage und deren Freianlagen

Jedes der vier Passivhaus-Internatsgebäude, die in teilvorgefertigter Holzrahmenbauweise errichtet wurden, verfügt über 8 Bewohnerplätze in vier Einzel- und zwei Doppelzimmern. Die Verwendung von ausschließlich ökologisch unbedenklichen, ressourcenschonende -d. h. receycelte oder receycelbare Baustoffe-, energetisch sparsame Bauweisen und eine von Anfang an integrale Planung unter Einbeziehung aller Fachplaner waren Planungs- und Ausführungsvoraussetzungen.

Sowohl die Internatsneubauten wie auch der zugehörige Außenbereich mit seinen vielfältigen Spielflächen in den Freianlagen sind barrierefrei. Aus Kapazitätsgründen sollten stets zwei der bestehenden Gruppenhäuser, die bis zur Fertigstellung der Gesamt-Baumaßnahme nach und nach rückgebaut wurden, im Betrieb bleiben. So wurden die Internats-Ersatzneubauten im laufenden Betrieb in zwei Haupt-Bauabschnitten realisiert.

Ökologie

Wenn wir wirklich unserer Nachwelt gegenüber verantwortungsbewusst (wir meiden bewusst den inzwischen inflationären Begriff „nachhaltig“) bauen wollen, dann haben wir uns dem hochenergieeffizienten und ökologisch unbedenklichen Bauen zu verschreiben und zwar ohne WENN und ABER!

Dann darf es uns auch nicht gleichgültig sein, wo der gute U-Wert herkommt.

Für den überwiegend vorgefertigten, hochenergieeffizienten Holzrahmenbau wurden für uns selbstverständlich ausschließlich ökologisch unbedenkliche (frei von toxischen Bestandteilen), receycelbare und damit auch ressourcenschonende Baustoffe u. -teile verwendet.

Gebäudetechnik

Warmwasserbereitung über Frischwasserstation nach dem Prinzip „Durchlauferhitzer“

Vorteil: Nur bedarfsgerechte Trinkwassererwärmung der aktuell benötigten Zapfmenge. Es muss kein Trinkwasser gespeichert werden.

Wärmeerzeugung

Bivalente Wärmeerzeugungsanlage, bestehend aus einer Luft-Wasser-Wärmepumpe (im Außenbereich) + einem Gas- Brennwertgerät (Leistung 24 KW) als Wandgerät im Technikraum.

Heizwasserverteilung über Pufferspeicher an die Fußbodenheizung (Flächenheizung, mit der über die Lüftungsanlage auch gekühlt werden kann).

Nutzung Brennwerttherme nur für die Kältespitzen, in der die Leistung Wärmepumpe alleine ggf. nicht ausreicht.

Wohnraumlüftung

Passivhaus zertifizierte, dezentrale Lüftungsgeräte mit über 90 % Wärmerückgewinnung, CO2– und Luftfeuchte gesteuert (zur Sicherstellung von jederzeit Raumluftqualität im Komfortbereich)

In allen Fluren und öffentlichen Bereichen erfolgt die elektrische Beleuchtung über Bewegungsmelder, um unnötige Energieverbräuche zu vermeiden.

Materialien

Bodenplatte: Stahlbeton (WU-Beton)

Außenwände: Holzrahmenbau

Decken: Massive Brettstapeldecken

Dach: Pultdächer: Kalzipdach auf unbehandelter Holzkonstruktion, Flachdächer: Extensive Begrünung auf unbehandelter Holzkonstruktion

Innenwände: Holzleistenschalung, Fermacell, OSB-Platten; alle Wände mit KVH-Pfosten

Beschreibung der energetischen Eckdaten

Erreichter Energiestandard: Passivhaus
Heizwärmebedarf in kWh/(m²*a): 15

Heizlast: 10 W/m²
PE Bedarf: 70,83 kWh/m²a
PER Bedarf: 74 kWh/m²a

Kreislauffähigkeit des Gebäudes

Es wurde ausschließlich recyel- und wiederverwendbare Baustoffe und Bauteile verwendet.

Projekt-Steckbrief

Adresse

Augenbroicherstraße 49
53879 Euskirchen

Projektart

Teilvorgefertigter Holzrahmenbau im Passivhausstandard mit massiven Brettstapeldecken.

Bauzeit/Datum der Fertigstellung

09/2018-10/2020 (15.10.2020)

Flächen (BGF in m²) / Kubatur (BRI in m³)

BGF 2.145 m² / 7.460,4 m³

Anzahl der Geschosse

1

Bauart

Holzrahmenbau

Projekt- Beteiligte

Bauherr/Bauherrin bzw. Eigentümer/in

Landschaftsverband Rheinland

Architekt/in

LVR Rheinland, Fr. S. Lewe-Fiedler & RoA Rongen Architekten PartG mbB

Konstruktiver Holzbaubetrieb

Holzbau Brockhaus, Dinklage

Innenausbau Holzbaubetrieb

Tischlerei Berg GmbH & Co.KG, Overath-Untereschbach

Tragwerksplanung

Ingenieurbüro Knabben + Korbitza, Pulheim

Fachingenieur/in

HKL: Siemons + Herrmann, Aachen

Fotografien

RoA RONGEN ARCHITEKEN PartG mbB

Die Internatswohngebäude in Euskirchen erhielten beim Holzbaupreis Eifel 2024 eine Anerkennung.

Internatswohngebäude in Euskirchen
Augenbroicherstraße 49
53879 Euskirchen Deutschland
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