Neubau Schulcampus Wobrécken Esch-Sur-Alzette: Außenansicht

Generationscampus Wobrécken in Esch-Sur-Alzette (L)

Neubau eines Campus mit Kinderkrippe, Grundschule, KiTA und Turnhalle für ca 400 Kinder

Ausgangslage

Um den Schulraumbedarf der kommenden Jahre bedienen zu können, rief die Stadt Esch-Sur-Alzette 2015 einen Architektenwettbewerb für einen multifunktionalen Schulcampus aus.

Esch-Sur-Alzette, größte luxemburgische Stadt des Minett-Bassins und frühere Hochburg der nationalen Stahlindustrie unterzieht sich seit Jahren einem kulturellen Wandel, vom Industriestandort hin zu einem Wissensstandort mit unter anderem dem Universitätscampus in Esch-Belval. In diesem Kontext wurde die Verwendung von Holz als Baustoff für diese edukative Einrichtung bewusst gewählt, um diesen soziokulturellen Umbruch hin zu zukunftsfähigen Einrichtungen zu bekräftigen.

Auf einer spitzzulaufenden Restfläche im Norden von Esch-Sur-Alzette plante Witry & Witry architecture urbanisme ein kompaktes Bauwerk, welches das angrenzende Wohnquartier von einer stark befahrenen Straße abgrenzt und so eine akustisch beruhigende Barriere bildet. Durch die verdichtete Bauweise konnte rund die Hälfte der zur Verfügung stehenden Grundstücksfläche als öffentlich zugänglicher Park gestaltet werden. Dieser dient als Ort der Begegnung der Anrainer.

Bei der Planung und Umsetzung des “Generationscampus” wurde anhand einer ganzheitlichen Planungsmethodik der gesamte Lebenszyklus des Gebäudes, also die Errichtung, den Betrieb, ein potenzieller Umbau sowie der Rückbau und Weiterverwendung der Baustoffe gemäß den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft berücksichtigt. Das Projekt wurde vom Ministerium für Umwelt, Klima und Biodiversität als Pilotprojekt eingestuft. Anhand von Bauteilvergleichen wurden so sämtliche Hauptbauteile über den gesamten Lebenszyklus analysiert und optimiert.

Konstruktion/Bautechnik

Die Planung berücksichtigte den gesamten Lebenszyklus. Es wurde darauf geachtet, dass für die Errichtung des Gebäudes so wenig wie möglich Ressourcen verwendet werden. Um eine einfache Anpassung/Umnutzung zu ermöglichen wurden tragende/versteifende Wände auf ein Minimum reduziert. So kann in Zukunft der Innenraum den neuen Bedürfnissen angepasst werden ohne aufwändige Arbeiten am Tragwerk vornehmen zu müssen.

Das Tragwerk (Stützen, Unterzüge, Decken) besteht zur Gänze aus Holzbauteilen, wobei die Verbindungen so ausgelegt wurden, dass diese am Lebenszyklusende zerstörungsfrei demontiert werden können. Es wurde großen Wert auf den verantwortungsvollen Umgang mit der Ressource Holz gelegt. So wurden beispielsweise Hohlkastendecken mit integrierten raumakustischen Maßnahmen verwendet. Diese verbrauchen, im Vergleich zu anderen Deckensystemen mit identischen bauphysikalischen Eigenschaften, am wenigsten Ressourcen. Auch wurden nur wenige Holzessenzen verbaut (Fichte/Tanne für die Struktur und Weißtanne für die Fassade). Diese Reduktion wird die Weiterverwendung der Baustoffe nach deren Rückbau vereinfachen.

Um die Holz-Oberflächenqualitäten zu gewährleisten und Schwindrisse zu vermeiden wurde ein Langzeitmonitoring vorgenommen das Raumtemperatur und Luftfeuchte über die gesamte Dauer der Baustelle überwachte.

Ein wesentliches Merkmal der ganzheitlichen Planung war die Nachvollziehbarkeit und die Quantifizierung der Entscheidungsprozesse. Für sämtliche Hauptbauteile wurden Lebenszyklusberechnungen erstellt. Diese wurden so aufbereitet, dass beispielsweise Lebenskosten (Errichtung, Wartung und Instandhaltung) aber auch die Ökobilanz (CO2éq und Primärenergie) transparent und verständlich zu den richtigen Entscheidungen führten.

Dank der ganzheitlichen Planung konnte der “Generationscampus” CO2-negativ errichtet werden. Die Baustoffe können nach Lebenszyklusende zerstörungsfrei getrennt und weiterverwendet werden.

Materialien

Bodenplatte: Stahlbeton

Außenwände: Holz-Ständer (tragend) mit Zellulosedämmung in Passivhausstandard

Decken: Hohlkasten Decken Lignotrend mit Splittschüttung

Dach: Hohlkastendecke Lignotrend mit Steinwolledämmung in Passivhausstandard

Innenwände: Je nach Möglichkeit nicht-tragende Gipsfaserwände (Umbaubarkeit) CLT-Wandscheiben

Beschreibung der energetischen Eckdaten

Erreichter Energiestandard: Passivhausstandard (AAA), Plusenergiegebäude

Heizwärmebedarf in kWh/(m²*a): Energiepass und PHPP-As-built noch nicht abschließend ausgestellt.

Als Wärmequelle dienen Wärmepumpen (das Gebäude funktioniert somit fossilfrei bei Verwendung von nachhaltig produziertem Strom). Die PV-Anlagen auf den Gebäudedächern produzieren mehr Energie als die Schule im Jahresschnitt verbraucht. In großen Teilen konnten klassische Heizkörper verbaut werden die eine höhere Lebensdauer als flächige Bodenheizungen besitzen. Bei der Ausführung wurde auf eine hohe Luftdichtigkeit geachtet (n50-Wert von < als 0,4 h-1).

Der Fensteranteil wurde so dimensioniert, dass zum einen eine ausreichende natürliche Beleuchtung erfolgt, zum anderen der sommerliche Wärmeschutz ohne Klimageräte gewährleistet werden kann. Die künstliche Beleuchtung erfolgt ausschließlich mit LED-Leuchten.

Um die sommerlichen Temperaturspitzen abzufedern, findet eine Raumtemperierung mittels Erdwärmetauscher statt.

Die Flachdächer sind extensiv begrünt um bei Extremregen, die Abflusswerte zu mindern. Im Rahmen der ganzheitlichen Gebäudeplanung wurde eine Regenwassernutzung analysiert, jedoch im Rahmen dieses Projektes für ungeeignet befunden.

Projekt-Steckbrief

Adresse

Bd Winston Churchill, 40
L-4055 Esch-sur-Alzette
Luxemburg

Projektart

Neubau

Bauzeit/Datum der Fertigstellung

10/2021-09/2023 (14.09.2023)

Flächen (BGF in m²) / Kubatur (BRI in m³)

BGF 10900 m² / BRI 15760 m³

Anzahl der Geschosse

3

Bauart

Holz-Ständerbau

Projekt- Beteiligte

Bauherr/Bauherrin bzw. Eigentümer/in

Administration Communal de la Ville d’Esch-Sur-Alzette

Architekt/in

Witry & Witry architecture urbanisme

Konstruktiver Holzbaubetrieb

Prefalux S.A.

Innenausbau Holzbaubetrieb

Prefalux S.A und Unikat/Ernzer Hof

Tragwerksplanung

Schroeder & Associés

Fachingenieur/in

IBN Passivhaustechnik, JSE

Sonstige Beteiligte

HDK Landschaftsarchitekten

Fotografien

Willi Filz

Der Generationscampus Wobrécken in EschSurAlzette (L) hat beim Holzbaupreis Eifel 2024 einen Preis gewonnen.

Generationscampus Wobrécken in Esch-Sur-Alzette (L)
Bd Winston Churchill, 40
4055 Esch-sur-Alzette Luxemburg
Nach oben scrollen