Neubau und Erweiterung eines Ausbildungs-, Verwaltungs- und Bürogebäudes
Ausgangssituation und Lösung
Der Neubau des Forsthofes bietet nicht nur weitere Arbeitsplätze und eine neue Werkstatt für die Belegschaft, sondern ist zusammen mit dem neuen Waldpark als Ort des Austauschs und der Aufklärung konzipiert über die vielfältigen Aufgaben des Waldes. Die Entwurfsaufgabe war es, das Forsthaus um ein weiteres Haus mit den gerade beschriebenen Nutzungen zu ergänzen. Der Bestand setzt sich zusammen aus einem L-förmigen Forsthaus und einer Remise, die sich um einen offenen Hof gruppieren. Der Neubau schließt diesen offenen Hof. Aus dem Forsthaus mit Remise wird ein „Forsthof“ mit einer gemeinsamen Mitte, von der aus alle Gebäude erschlossen werden.
Um den neuen Waldpark auch an diese Mitte anzubinden, wurde im Neubau an zentraler Stelle ein Durchgang vorgesehen. Er ist auf beiden Seiten verglast und leitet den Blick durch das Haus auf den Park. Über eine Treppe wird der tiefer gelegene Waldpark an dieser Stelle erschlossen. Natürlich funktioniert der Durchgang auch in die andere Richtung. Vom Waldpark aus liegt hier der Hauptzugang zum Neubau mit Durchgang zum Forsthof. Mit diesem kleinen Trick – der Zusammenlegung von Eingang und Durchgang – wird das Gebäude von beiden Seiten zugänglich. Dadurch verfügen beide Geschosse jeweils über einen eigenständigen, durch die Hanglage ebenerdig erreichbaren Zugang, wodurch das Gebäude ohne einen Aufzug barrierefrei erschlossen werden kann. Der Baukörper ist dabei so geschickt in das Gelände eingepasst, dass er vom Wald kommend als eingeschossiges und vom Tal aus als zweigeschossiges Gebäude wahrgenommen wird.
Die Besonderheit des Hauses liegt aber in seiner Dachform. Sie wirkt expressiv und vielleicht auf den ersten Blick formal, folgt aber einer einfachen Überlegung: die Schaffung der notwendigen Raumhöhe für den Veranstaltungsraum und seine Öffnung zum Wald. Die große Giebelverglasung wird das Fenster zum Wald. Das sind die wenigen aber wichtigen Zutaten aus dem der Entwurf gemacht ist..
Konstruktion/Bautechnik
Konstruiert ist der Neubau aus Holz. Das Material ist im gesamten Gebäude präsent. Dabei sitzt der Holzbau ganz in der Tradition alter Vorbilder, auf einem festen Sockel, der hier aus Beton besteht. Das mit anthrazitfarbenen Stehfalzblechen gedeckte Satteldach wurde mit einer Zellulosedämmung isoliert. Die Fassade besteht aus einer hinterlüfteten vertikalen Holz-Stülpschalung, die auf einer Holzunterkonstruktion mit Holzfaserdämmung befestigt ist. Durch die überwiegende Verwendung von Naturmaterialien in Konstruktion, Dämmung und Verkleidung wird ein gesundes Raumklima geschaffen.
Materialien
Bodenplatte: UG: Stahlbeton-Bodenplatte (tragend, WU)
Außenwände: UG: Stb-3-fach-Wand mit Ortbetonkern ; Brettsperrholzwand (holzsichtig) mit Holzfaserplattendämmung.
Decken: UG: Stahlbeton-Decke
Dach: Sparrendach mit Holzfaserplattendämmung
Innenwände: UG: KS-Mauerwerk ; EG: Brettsperrholzwand (holzsichtig)
Beschreibung der energetischen Eckdaten
Erreichter Energiestandard: KfW-Effizienzhaus 40
Heizwärmebedarf in kWh/(m²*a): 30,55 kWh/(m²*a)
Das Gebäude übertrifft die Vorgaben für ein „Effizienzhaus 40“ um ca. 70 %. Während die Stromversorgung über einen Solarcarport sichergestellt wird, erfolgt die Wärmeversorgung durch ein biomassebasiertes Nahwärmenetz.
Kreislauffähigkeit des Gebäudes
Bei allen Holzbauteilen wird auf die Verwendung von regional erwirtschaftetem Holz Wert gelegt. Das Holz kommt aus dem eigenen Wald, wurde von einem lokalen Sägewerk abgebunden und einem örtlichen Holzbaubetrieb aufgeschlagen. So erlangt der Neubau die Auszeichnung mit der Plakette „Holz von Hier®“. Neben den kurzen Transportwegen garantiert das Label auch, dass das Holz aus Wäldern stammt, die nachhaltig nach den Vorgaben von FSC oder PEFC bewirtschaftet werden. Dem Neubau wurde ein spezifischer Klimanutzen mit einer Einsparung von 13,8 t CO2 zugesprochen.
Durch die Konstruktion der Wände aus Brettsperrholzelementen, können diese an den Anschlusspunkten von den Verschraubungen gelöst und somit als eigenständige Wandelemente zurückgebaut und wiederverwendet werden. In der Entwicklung der Konstruktion und beim Einsatz der Materialien wurde auf sortenreine Rückbaubarkeit geachtet.
Projekt-Steckbrief
Adresse
Am Rothenberg 10
54293 Trier
Deutschland
Projektart
Neubau und Erweiterung Ausbildungs-, Verwaltungs- und Bürogebäude
Bauzeit/Datum der Fertigstellung
03/2022-03/2024 (21.03.2024)
Flächen (BGF in m²) / Kubatur (BRI in m³)
BGF 740 m2 / BRI 3030 m3
Anzahl der Geschosse
2
Bauart
Holzkonstruktion
Projekt- Beteiligte
Bauherr/Bauherrin bzw. Eigentümer/in
Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten Rheinland-Pfalz
Nutzung durch: Landesforsten Rheinland-Pfalz FORSTAMT TRIER
Architekt/in
baurmann.dürr Architekten Partnerschaftsgesellschaft mbB
Konstruktiver Holzbaubetrieb
Holzbau Stoffel GmbH
Innenausbau
Hauer – Schreinerei und Innenausbau
Tragwerksplanung
Gorges-Wahlen Ingenieurpartnerschaft m.b.B.
Fachingenieur/in
Junkes Klimatechnik GmbH
Sonstige Beteiligte
Eugen Decker Holzindustrie GmbH & Co. KG; Schreinerei Robert Langer
Fotografien
bild_raum – Stephan Baumann , Karlsruhe
Das Forstamt Meulenwaldhaus in Trier erhielt beim Holzbaupreis Eifel 2024 eine Anerkennung.
54293 Trier Deutschland