HBPE2024: Rotes Haus, Balkenwerk Obergeschoss Titelbild.

‘Das Rote Haus’ in Mechernich

Wiederaufbau & Ertüchtigung eines historischen Hauses nach Starkregen- und Hochwasserkatastrophe

Ausgangssituation und Lösung

Das Rote Haus in Mechernich — Ein Denkmal, stärker als die Flut

Das denkmalgeschützte ‘Rote Haus’ am Ortsrand von Mechernich, um 1854 zur Unterstützung der Bleierzgewinnung erbaut, wurde durch die Flut im Juli 2021 stark beschädigt. Die äußeren dicken Bruchsteinwände blieben unversehrt, sämtliche Holzkonstruktionen im Erdgeschoss wurden irreparabel zerstört.

Da das Gebäude weiter in hochwassergefährdetem Bereich liegt, wurde es im Zuge der Sanierung umstrukturiert. Im Erdgeschoss werden nun alle Lasten aus den Holzkonstruktionen des Obergeschosses auf die Außenwände und eine Stahltütze abgeleitet, alle Hölzer liegen sicher über möglichen zukünftigen Hochwasserständen.

Konstruktion/Bautechnik

Die historischen Holzkonstruktionen von den Deckenbalken über Erdgeschoss bis zu den Hauptbindern unterm Dach wurden freigelegt, repariert und ergänzt. Die frisch geölten Holzstrukturen mit Gebrauchsspuren, Prothesen und Intarsien aus neuen Hölzern prägen das Gebäudeinnere.

Planerische Präzision und handwerkliches Können ermöglichen den Erhalt des Gebäudes in gefährdetem Umfeld, tragen zur Schonung von Ressourcen bei und sichern die Kontinuität historischer Bauten.

Materialien

Bodenplatte: Einfügung einer neuen WU-Betonplatte

Außenwände: Buntsandsteinwände, EG: mineralische Innendämmung, OG: Holzständerwand mit ISOFLOC-Dämmung

Decken: Historische Holzbankendecke

Dach: Historische Holzbinderkonstruktion, neue Sparren

Innenwände: Holzständerwände im OG

Beschreibung der energetischen Eckdaten

Erreichter Energiestandard: GEG 2020, Mindestwärmeschutz DIN 4108; bauphysikalisch geprüft auf Sicherung der denkmalgeschützen Konstruktion.
Heizwärmebedarf in kWh/(m²*a): 12.168 kWh/a; Heizlast mit Aufheizzuschlag: 6,8 kW, davon 4,8 kW Transmission und 2,0 kW Lüftung, spez. Heizlast: 58 W/m2.

Unter Hinzuziehung von Fachplanern für Haustechnik (Heizung, Lüftung, Sanitär), Elektroinstallationen und zur Beurteilung von bauphysikalisch sinnvollen Maßnahmen wurde ein zweistufiges Sanierungskonzept entwickelt.

Haupt- und Nahziel aller Sanierungsmaßnahmen war die Behebung der unmittelbaren Schäden zur Wiederherstellung der Bewohnbarkeit unter Berücksichtigung eines energetischen Mindeststandards.
Da jedoch aufgrund der unmittelbaren Lage am Veybach mit erneuten Flutvorkommnissen gerechnet werden muss, sollten als “Sicherheitsstufe 1” aktive Maßnahmen ergriffen werden, mit denen diese in Zukunft bis zu einem gewissen Grad beherrschbar werden.

Vermieden werden sollte dabei eine erneute Überflutung der Räume im Erdgeschoss bis zur Brüstungshöhe der Fenster (1m) und das Hochsteigen von Wasser über die ehemals offene Kellertreppe, weiterhin wurden die haustechnischen Anlagen in das Obergeschoss verlegt; als “2. Sicherheitsstufe” wurden im Zuge der Sanierungsmaßnahmen planerische Maßnahmen getroffen, durch die bei etwaiger Überschreitung der Überflutung über einem Meter über Gelände die Schäden gering gehalten werden (feuchteresistente Materialien, offene Installationsführungen etc.).

Kreislauffähigkeit des Gebäudes

Verwendet wurden nur Materialien aus recyclingfähigen Baustoffen und nachwachsenden Rohstoffen. Sämtliche verwendbaren Bestandsmaterialien wurden repariert und wiederverwendet.

Projekt-Steckbrief

Adresse

Burgfey 3
53894 Mechernich

Projektart

Sanierung und Ertüchtigung eines denkmalgeschützten Gebäudes nach Flutschäden

Bauzeit/Datum der Fertigstellung

09/2022-11/2023 (01.11.2023)

Flächen (BGF in m²) / Kubatur (BRI in m³)

BGF 180 m² / 360 m³

Anzahl der Geschosse

2

Bauart

Historische Holzkonstruktionen, Holzständerbau

Projekt- Beteiligte

Bauherr/Bauherrin bzw. Eigentümer/in

Dietrich Graf von Nesselrode

Architekt/in

lüderwaldt architekten

Konstruktiver Holzbaubetrieb

Holzbau Erulin, Köln

Innenausbau

Schreinerei Bayard, Satzvey

Tragwerksplanung

Ingenieurbüro für Bauwesen Dipl.-Ing. Johannes Esser, Nettersheim

Fachingenieur/in

Bauphysik: knp bauphysik, Köln. Haustechnik: Ingenieurbüro Hermanns, Köln

Fotografien

Viola Epler – Köln

Das Rote Haus in Mechernich wurde beim Holzbaupreis Eifel 2024 mit dem “Sonderpreis Flut” geehrt.

‘Das Rote Haus’ in Mechernich
Burgfey 3
53894 Mechernich Deutschland
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