Erweiterung eines Wohnhauses um Atelier und Ferienwohnung
Ausgangssituation und Lösung
Das Haus aus dem Jahr 1949 wurde für Familie und Atelier zu klein. An der Stelle des heutigen Anbaus befand sich ein Ziegenstall, der abgebrochen wurde, um in einem Bauvorhaben der jungen Familie gemeinsam mit den in der Nachbarschaft wohnenden Eltern einen barrierefreien Altersruhesitz im Erdgeschoss und ein Atelier im Obergeschoss zu bieten. Das Erdgeschoss wird bis auf weiteres als Ferienwohnung vermietet, das Atelier wird vom Familienvater genutzt, der als Fotograf und Filmemacher tätig ist.
Angesichts der Lage im Ortskern war es allen Beteiligten ein Anliegen, sich hinsichtlich Gestalt, Material, Maß und Proportion in das vorhandene bauliche Gefüge zu integrieren, gleichwohl aber auch regenerative Energien zu nutzen. Es stellte sich heraus, dass ein Austausch der im Wohnhaus vorhandenen und relativ neuen Gas-Brennwertheizung unwirtschaftlich wäre (Erdgasanschluss vorhanden). Somit entschloss man sich, diese lediglich aufzurüsten. Das Elternhaus wurde mit einer Nahwärmeleitung angeschlossen, so dass die dortige Anlage stillgelegt werden konnte. Zudem wurde die Solarthermieanlage erweitert, in jedem Geschoss ein Pelletofen mit an den Wasserkreislauf angeschlossen und eine Photovoltaikanlage auf dem Dach installiert.
Konstruktion/Bautechnik
Das Gebäude ist in Holzständerbauweise errichtet worden, die letztlich die Fachwerkbauweise der Nordeifel mit heutigen Mitteln fortführt. Durch die getrennten Nutzungen mussten hohe Anforderungen an den Schallschutz erfüllt werden, die vor allem durch eine entkoppelte Brettstapeldecke sowie eine Sichtbetontreppe umgesetzt wurden. Als Witterungsschutz dient eine senkrechte Lückenschalung aus schwarz gestrichenem Douglasienholz, das einen willkommenen Kontrast zur hellen Riemchen-Verblendung des Wohnhauses bildet. (Die ursprünglich ins Auge gefasste Yakisugi-Verbretterung aus verkohltem und dadurch besonders haltbar gemachtem Holz stellte sich leider als zu teuer heraus.) Die Fenstergewände bestehen aus verzinkten Stahlprofilen, und gemeinsam mit einem Zinkblechprofil gliedern sie die Fassaden. Das große Atelierfenster im Nordgiebel ist ein wenig nach außen versetzt und mit einem stärkeren Zinkblech umrahmt; dies nicht zuletzt auch, um die Funktion des bis unter die Dachschräge offenen Raums in besonderer Weise nach außen zu tragen. Auch weitere Elemente mit Zinkoberflächen tragen zu diesem Kontrast bei, wie etwa die Terrassenabdeckung und verschiedene Podeste im Außenbereich, die aus Gitterrosten bestehen.
Die Fenster schlagen nach außen auf. Verwendet wurde ein skandinavisches Produkt, bei dem die pulverbeschichteten Flügelrahmen die hölzernen Blendrahmen verdecken und auf diese Weise eine nur fünf cm breite Rahmenansicht bewirken. Ein solcher Fenstertyp findet sich auch in der Baugeschichte des Monschauer Landes und ist nicht zuletzt dadurch sinnvoll, dass der reichlich vorhandene Wind die Öffnungsflügel in die Dichtungen hineindrückt.
Die Innentüren wurden in einer eigens für dieses Bauvorhaben entwickelten Kombination aus Holzzargen und milchglasgefüllten Stahlrahmen hergestellt.
Die Böden in der Ferienwohnung bestehen aus feinem Schwarzwälder Tannenholz, und im Atelier wurde ein beschichteter Estrich verlegt. Angesichts der Nutzung für fotografische Arbeiten war es wichtig, den gesamten Raum möglichst hell zu halten, so dass die Wände hier lediglich weiß lackiert wurden..
Materialien
Bodenplatte: Stahlbeton, Abklebung (Alujet Floor), PS-Dämmung, Z-Estrich, Dielung Tannenholz.
Außenwände: Von innen nach außen: Kalkputz, ESB-Platten, Holzfaserplatten,
Nadelholz-Ständerwerk mit Zelluloseinblasdämmung, Holzfaserplatte,
Windschutzfolie, Kreuzlattung, Lückenschalung aus Douglasie.
Decken: Brettstapeldecke, Schwergewichtslage aus Z-Estrich, PS-Trittschalldämmung, Heizestrich (sichtbar belassen).
Dach: Pfettendachkonstruktion Nadelholz, mit Zellulose-Einblasdämmung, unterseitig GK-Lochplatten, Deckung mit Tonziegeln.
Innenwände: Nadelholz-Ständerwerk mit Zellulose-Einblasdämmung, beidseitig mit ESB-Platten verkleidet, Kalkputz.
Beschreibung der energetischen Eckdaten
Erreichter Energiestandard: KfW
Heizwärmebedarf in kWh/(m²*a): 45
Kreislauffähigkeit des Gebäudes
Vorwiegende Verwendung von Holz- und Holzwerkstoffen sowie Zellulosedämmung.
Projekt-Steckbrief
Adresse
Hohestraße 7
52156 Monschau
Projektart
Erweiterung Wohnhaus um Atelier und Ferienwohnung in Holzständerwerk-Technik.
Bauzeit/Datum der Fertigstellung
12/2022-06/2024 (16.06.2024)
Flächen (BGF in m²) / Kubatur (BRI in m³)
BGF 140 m² / 634 m³
Anzahl der Geschosse
2
Bauart
Holzständerwerk
Projekt- Beteiligte
Bauherr/Bauherrin bzw. Eigentümer/in
Bauherrengemeinschaft Maria Magdalena, Jochen und Laura Graf
Architekt/in
Architekturbüro Elmar Paul Sommer, Dipl.-Ing. Architekt + Stadtplaner, Monschau
Konstruktiver Holzbaubetrieb
Krings Reinke, Zimmerei & Dachdeckerei GmbH, Monschau
Innenausbau Holzbaubetrieb
Zweifach Holz Metall, Roetgen
Tragwerksplanung
Manfred Breuer Ingenieurgesellschaft, Simmerath
Fachingenieur/in
Manfred Breuer Ingenieurgesellschaft, Simmerath (auch für Bauphysik)
Fotografien
Elmar Paul Sommer, Monschau
Die Atelier und Ferienwohnung ‘Haus Graf’ in Monschau erhielt beim Holzbaupreis Eifel 2024 eine Anerkennung.
52156 Monschau Deutschland